Rücksichtsvolles Verhalten untereinander und das Respektieren persönlicher Grenzen sollten selbstverständlich sein, doch online wie auch offline kann es zu Situationen kommen, in denen Menschen durch Worte oder Taten herabgewürdigt oder diskriminiert werden. Sexismus, Rassismus, Homo- und Transfeindlichkeit, Ableismus und andere Diskriminierungsformen sind auch dann nicht okay, wenn sie unbeabsichtigt geschehen.
All denjenigen, die mit dem Begriff „Awareness“ nichts anfangen können oder nur eine vage Vorstellung damit haben, möchten wir unsere Arbeit im Folgenden kurz vorstellen:
„To be aware“ ist Englisch für „aufmerksam / bewusst sein“. Awarenessarbeit bedeutet, Leute zu sensibilisieren, auf sich selbst und andere zu achten - insbesondere auch auf jene, die in ihrem Erscheinen oder Handeln von den vorherrschenden Normen eines sozialen Umfelds abweichen. Damit soll die Gefahr des Überschreitens von persönlichen Grenzen (bis hin zu Gewalt) verringert werden.
Ein wichtiger Anteil von Awareness ist die Anerkennung der Definitionsmacht: Ob ihre eigenen Grenzen überschritten wurden, entscheidet immer ausschließlich die betroffene Person. Das machen wir, weil sonst oft die Mehrheitsgesellschaft entscheidet, wer wann diskriminiert wird und wer nicht. Einen Gegenpol dazu zu schaffen hilft, dass auch Menschen wahrgenommen werden, die sonst keine Stimme haben.
Für uns bedeutet das: Wir unterstützen Betroffene einerseits, erlebte Situationen selbst zu verarbeiten. Andererseits kommunizieren wir auf Wunsch mit den Personen, von denen Diskriminierungen und grenzüberschreitendes Verhalten ausgingen. Dabei ist das Ziel die benannte Awareness: Verständnis und Bewusstsein dafür erzeugen, wie und warum das eigene Verhalten die Grenzen einer anderen Person verletzt hat, selbst wenn es völlig unbeabsichtigt geschah. Wir moralisieren dabei nicht: wir treten dem übergriffigen Verhalten entgegen, nicht dem Menschen. Es geht explizit nicht um Schuld oder darum, jemanden als „Täter“ abzuurteilen, sondern um Verantwortung für zukünftiges Handeln.
Soweit das etablierte Konzept von Awarenessarbeit, vollständig auf https://help.ccc.de/awareness/index.html.
Zunächst bleiben viele der Situationen, aus denen Irritationen entstehen können, bestehen. Menschen kommunizieren miteinander, sodass Grenzüberschreitung und Diskriminierung passieren können. Online Events haben die Vorteil einer bekannten Umgebung, um einen guten Rückzugsort zu bieten, verhindern jedoch auch, sich vor Ort Unterstützung zu holen. Für uns bedeutet das, auch nur online Unterstützung anbieten zu können, was via Chat, Sprache und/oder Video sein kann.
Es ist in Ordnung, wenn ihr über etwas nicht reden wollt oder könnt. Jede Reaktion, ob Trauer, Wut, Verzweiflung, Sprachlosigkeit, … ist okay. Ob wir mit einer Person, die eine eurer Grenzen überschritten hat, sprechen sollen, entscheidet immer ihr selbst - wir werden euch das niemals aufzwingen.